Pressestimmen

Gustav Mahler | Sinfonie Nr. 1 in D-Dur
Jean Sibelius | Der Schwan von Tuonela, op. 22 Nr. 2
William Walton | Cellokonzert (1957)

Punktende Bläser, flexible Streicher

Wie der Dirigent Joonas Pitkänen über die weiten Strecken der Sinfonie immer wieder subkutan, nur ganz leicht spürbar, mit dem Akademischen Orchester (Aka) die Steigerungen realisierte: Das hatte höchst professionelles Niveau. „Unmerklich, aber stetig“, fordert der Komponist Gustav Mahler in seiner Partitur. Wenn bei dessen Sinfonie Nr. 1 diese Steigerungen dann etwa in ein Liedzitat oder in einen gewaltigen Beckenschlag mündeten – das Aka-Orchester hielt jetzt im Freiburger Konzerthaus den Spannungsbogen, ließ ihn nie durchhängen.

Zart, ob mit Glissando-Schmäh im Ländler-Trio des zweiten Satzes oder wie hinter einem Gaze-Vorhang zu Beginn des Werks, mit dynamischer Feinarbeit bei der Agogik und trefflich koordiniert (auch wenn intonatorisch nicht immer ganz perfekt) im vierten Satz („Stürmisch bewegt“): Die Streicher, besonders die Violinen, bildeten beim Semesterabschluss-Konzert ein so stabiles wie flexibles Rückgrat des Orchesters, mit sonoren Celli und – Trauermarsch! – präzis artikulierenden Bratschen.

Ein Orchester, das mit seinen Bläsern punkten konnte. Mit Klarinetten, die Mut zur parodistischen Fratze aufbrachten. Überhaupt mit Bläsern, die die wechselnden Mahler’schen Bedeutungsschichten mit ihren grellen, karikaturistischen Pseudo-Banalitäten, mit Anklängen an Volksmusik und mit den Verweisen auf alte Waldesromantik auskosteten, schließlich die sinfonische Apotheose überzeugend inszenierten.

Als nun erstmals im Konzerthaus auftretender Ex-Freiburger outete sich der Cellist Emanuel Graf bei der Ankündigung seiner Prokofjew-Zugabe. Nach einer fulminanten Interpretation von William Waltons Cellokonzert, jenem 1956 entstandenen Bravourstück der Instrumentation, das die Palette der Orchesterfarben virtuos zur Geltung bringt. Und das spieltechnische Potenzial des Soloinstruments bis an die Ränder nutzt. Der Solist bot diese expressive Klangrede elegant, mit ungemein detaillierter Gestaltung auch kleinster musikalischer Sinneinheiten. Die Kommunikation mit dem Orchester geschah passgenau, vom Pizzicato-Tropfen der Geigen bis zum toccatischen Finale.

Eröffnet wurde der Abend mit dem „Schwan von Tuonela“, der spätromantischen Tondichtung von Jean Sibelius. Christoph Brackenhofer (Englischhorn) ließ den Totenvogel singen.

Christine Adam, Badische Zeitung, 11. Juli 2023

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Ethel Smyth | Ouvertüre zu „The Wreckers“
Sergej Rachmaninov | 2. Sinfonie in e-Moll, op. 27

Energie und Brillianz

Im Freiburger Konzerthaus ging es so bunt, jung und vital zu wie in einem Hörsaal der Universität. Das Akademische Orchester gab sein Semesterabschlusskonzert und niemand wäre an diesem famosen Konzertabend auf die Idee gekommen, klassische Musik interessiere junges Publikum nicht.

Kraftvoll und exakt auf den Punkt gebracht – so startet Dirigent Joonas Pitkänen die Ouvertüre zur Oper „The Wreckers“, die Strandräuber, der britischen Komponistin Ethel Smyth. Sturm peitscht die Wellen zu Ungetümen auf. Die Küstenbewohner Cornwalls locken mit falschen Leuchtfeuern die Segelschiffe an die todbringende Küste und bereichern sich an der angeschwemmten Schiffsladung. Dazwischen eine dramatische Liebesgeschichte und herbe Natur. Die Opernouvertüre ist ein draufgängerischer Reinzieher, vom 1963 gegründeten universitären Klangkörper bestens in Szene gesetzt.

Schon hier zeigt sich, welche Energie im Akademischen Orchester steckt. In Sergej Rachmaninows 2. Sinfonie demonstriert es dann auch noch Brillanz und höchstes technisches Können. Der Finne Pitkänen, der zum Wintersemester 2017/18 zum Dirigenten gewählt wurde und in Basel lebt, dirigiert mit Eleganz und Überblick, direkt und unmittelbar. Sein Rachmaninow hat Tiefenwirkung und Sehnsucht, aber keine Weltuntergangsstimmung. Das Streichertremolo ist kein eisiges Erschrecken in Angst, sondern wohliges Gruseln. Das Positive siegt – hatte sich doch auch Rachmaninow mit diesem Werk aus einer tiefen Schaffenskrise befreit.

Die Geigen (mit der auch solistisch versierten Konzertmeisterin Kaoru Feuerlein) beglücken immer wieder mit ihrem homogenen, satten und warmen Ton. Sie können romantisch-singend durch eine Sommerblumenwiese spazieren und im zweiten Satz das rhythmisch vertrackte Fugato souverän und mit Verve meistern. Sie können die von Pitkänen eingeforderte Expressivität in langen Spannungsbögen halten und ein zartes Pianissimo in eisigen Höhen spielen. Das Tutti ist wohlausbalanciert und rund – stets präsent und modulationsfähig. Übergänge gelingen fließend und delikat.

Holzbläser (hier insbesondere die Klarinette) fügen dem Gesamtklang träumerisch-schöne Solokantilenen hinzu. Und mit den Blechbläsern zusammen wird es dann fetzig. Besonders im stürmisch-überschwänglichen Orchesterjubelfinale. Einfach mitreißend.

Elke Kamprad, Badische Zeitung, 14. Februar 2023

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Johannes Brahms | 1. Klavierkonzert in d-Moll, op. 15
Robert Schumann | 1. Sinfonie in B-Dur, op. 38

Wenn der Pianist der Pauker ist: Spannendes mit dem Freiburger Projektorchester Akacresc.

Nur „Laien“? Beim Konzert des Freiburger Projektorchesters Akacresc. mit Werken von Brahms und Schumann unter der Leitung des Profis Felix Mildenberger gewinnt man einen anderen Eindruck.

Der Pauker ist der Pianist. Oder umgekehrt. Es dürfte im sinfonischen Alltag jedenfalls nur selten vorkommen, dass der Klaviersolist eines Konzerts nach der Pause im Orchester sitzt und die Pauke schlägt. Auch das macht den Abend mit dem Projektorchester Akacresc. im respektabel besuchten Freiburger Konzerthaus so bemerkenswert.

 Denn Danlin Felix Sheng macht Staunen – natürlich zunächst mit dem Solopart in Brahms’ Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll. Es ist ja keineswegs so, dass dieses Konzerts ob seines intensiven sinfonischen Zuschnitts den Solisten in eine Nebenrolle zwänge. Dessen zarter Einstieg in das Werk ist eine Antwort auf das Maestoso, mit dem das Orchester begonnen hat – und solche Dialogstrukturen pflegen die Interpreten intensiv. Dabei weiß Sheng mit zart federndem Anschlag zu überzeugen, mit ausdrucksvollem, lyrischen Legatospiel – und einer ausgereiften dynamischen Artikulation.

Richtig Freude macht auch das Zusammenwirken. Dirigent Felix Mildenberger hat mit Mitgliedern seines 2014 gegründeten Sinfonieorchesters Crescendo und des Akademischen Orchesters ein feines Projektorchester geformt, bei dem man über weite Strecken vergisst, dass man es ja „nur“ mit Laien zu tun habe. Mangelt es dem sehr breit musizierten ersten Satz vielleicht noch etwas an Spannung und Elastizität, ist beispielsweise der Adagio-Satz von ausgesuchter Dezenz und pastoraler Klanglichkeit – die einzelnen Stimmgruppen überzeugen rundum.

 Besonders hervorgehoben sei das weiche Spiel der Holzbläser, aber auch der reagiblen, gut aufgestellten Streicher. Wie gut, wie transparent diese agieren, lässt sich aus der Streicherfuge im finalen Rondo heraushören. Und Danlin Felix Shengs Spiel geizt nicht Brillanz – gerade auch in den Solomomenten einschließlich einer exzellent durchhörbaren Kadenz.

 Mit Schumanns erster Sinfonie wächst das Orchester sogar noch weiter über sich hinaus: ganz rein die Streicherintonation, überaus respektabel die Horngruppe, exzellent die Klarinetten und die Soloflöte. Und Felix Mildenberger spornt an – und reißt mit. Die Stretta zu Ende des Kopfsatzes „fetzt“ gewaltig, die Schumann’sche „Idylle“ im Larghetto rührt an – auch gerade im Mollteil. Und wie eine große Konzertfantasie, mit sehr freien Tempi, endet das Finale spannungsreich und rundum begeisternd – da capo!«

Alexander Dick, Badische Zeitung, Freiburg: 10.10.2022

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Dvořák | Tschechische Suite
Fuchs | Serenade No. 5 op. 53
Beethoven | Sinfonie Nr. 1 op. 21 

»Bei Beethovens erster Sinfonie brach sich unbändige Spielfreude Bahn. Rasante Tempi, souveränes Zusammenspiel, ein gelöster Dirigent, ein begeistertes Publikum. Eine schmerzliche Zeit sei das gewesen, ohne Musik, ohne Konzerte, so Pitkänen. Denn man müsse wissen, dass für viele Orchestermitglieder „das musikalische Zusammenspiel eine seelische Notwendigkeit ist.“ Jetzt war das erkennbar.«

Annika Kirschke, Badische Zeitung, Freiburg: 19.10.2021

 

Reger | Mozartvariationen
Brahms | 4. Sinfonie

»Joonas Pitkänen und dem Freiburger Uni-Orchester (Konzertmeisterin: Kaoru Feuerlein) gelang die große Kunst einer Steigerung, ohne bombastisch oder klanglich dick und opak zu werden. Mit schön ausgeleuchteten, durchgestuften Klängen und gut erspürten Tempi, um all das gleichzeitig Geschehende nachvollziehbar zu machen.
Selbst im vollen Orchester waren die Piano-Stellen so sorgsam leise musiziert, dass man darüber immer noch die filigranen Holzbläser-Motive hören konnte. Ein professionell ausbalancierter Orchesterklang mit Gefühl für ein wohldosiertes romantisches Ritardando und Diminuendo. Effektvoll in Szene gesetzt die immer wieder überraschenden Schluss-Wendungen der Variationen.«

Achim Stricker, Schwäbisches Tagblatt, Tübingen: 19.02.2020

 

»Regers Werk ist schwer. Allen Reger-Meriten zum Trotz überzeugte Brahms’ „Vierte“ in summa noch mehr. Auch in ihrer tänzerischen Eleganz. Oder im schreitenden Gestus des zweiten Satzes. Stringent wurden die Variationen der finalen Passacaglia durchmessen.«

Johannes Adam, Badische Zeitung, Freiburg: 17.02.2020

Glasunow | Violinkonzert
Bruckner | 4. Sinfonie

»eine ungemein konzentrierte und engagierte Interpretation«

»Der Wechsel in Anton Bruckners hochromantische, mystische Kontemplation gelingt reibungslos. Pitkänen holt viel von jener „Urerregung“ aus dem Kopfsatz von dessen vierter Sinfonie. Für Bruckners von großen Anläufen gekennzeichnete Steigerungstechnik braucht es langen Atem – und davon hat das Orchester viel an diesem Abend. Immer, wenn es zur großen Erregung kommt, läuft das Aka mit gestähltem, sehr einheitlichem Blech, einem sehr sauber registrierten, ins sich stimmigen Holzbläsersatz sowie Streicheremphase zu großer Form auf.«

Alexander Dick, Badische Zeitung, Freiburg: 08.07.2019

Schubert | 7. Sinfonie, »Unvollendete«
Schostakowitsch | 8. Sinfonie

»An allen Pulten waren die Freiburger gut besetzt, herausragend gut sogar an jenen, auf die es auch solistisch ankam. Wenn nötig schrill und durchdringend agierten beispielsweise die Pikkoloflöten […] in Schostakowitschs beißenden Klang-Grotesken, die Primitivität und Brutalität der militärischen Sphäre zeichnend. Englischhorn, Cello und schließlich die Konzertmeisterin gefielen ebenso wie das vielköpfige Schlagwerk-Team. Wie schon die Einleitung behandelte Pitkänen auch das Finale mit besonderer Sorgfalt, ließ jeden Takt mit bohrender Intensität musizieren.«

Thomas Ziegner, Schwäbisches Tagblatt, Tübingen: 05.02.2019

 

»Seit seinem Tübingen-Debüt 2014 war jedes Gastkonzert des Freiburger Uni-Orchesters eine Sternstunde.«

Achim Stricker, Schwäbisches Tagblatt, Tübingen: 20.02.2018